Neben organisatorischen und landwirtschaftlichen Fragen spielt im „Cannabis Social Club Leipzig Süd“ der Wertediskurs eine ebenso wichtige Rolle. In diesem dritten Teil des Interviews geht es um christliche Aspekte, soziale Projekte und die Frage, wie diese Überzeugungen das Vereinsleben prägen, ohne andere Sichtweisen auszuschließen. Dabei erfährt man, wie sich die Gründer Lucas Mußmächer und Frank Kienzle durch ihren Glauben inspirieren lassen und warum sie den Menschen ins Zentrum ihres Handelns stellen möchten.
Die beiden Vereinsvorsitzenden beschreiben sich als praktizierende Christen, die sich auf dem Jakobsweg kennengelernt haben. Dieser Hintergrund klingt zunächst ungewöhnlich für einen Cannabis Social Club, führt aber zu einer besonderen Ausrichtung des Vereins. Werte wie Nächstenliebe, Dialogbereitschaft und Toleranz stehen für beide im Vordergrund. Ihr Ziel ist es nicht, andere zu missionieren, sondern gezielt Gesprächsrunden und Hilfsangebote für Mitglieder mit Problemen anzubieten. Diese Grundhaltung macht den Verein auch für Menschen attraktiv, die nicht religiös sind oder aus anderen Weltanschauungen kommen. Der Vorstand betont ausdrücklich, dass alle willkommen sind, solange ein respektvoller Umgang gepflegt wird und das Miteinander auf Offenheit und Rücksichtnahme beruht.
Ein weiterer Aspekt, der den „Cannabis Social Club Leipzig Süd“ auszeichnet, ist das Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Mitgliedern und der Gesellschaft. Um sicherzustellen, dass der Cannabiskonsum nicht aus dem Ruder läuft, existiert ein Präventionskonzept, das unter anderem eine digitale Erfassung der Monatsabgabemengen vorsieht. Sollte ein auffälliges Konsumverhalten festgestellt werden, bietet der Verein ein freiwilliges Gespräch an, um gemeinsam mögliche Probleme zu erkennen und Hilfsangebote zu vermitteln – ohne dabei zu stigmatisieren oder Druck auszuüben.
Darüber hinaus setzt der Club auf soziale Projekte: Ein Teil der Einnahmen soll an karitative Einrichtungen und Suchtpräventionsorganisationen gespendet werden. Dieser Schritt verdeutlicht den Anspruch, den persönlichen Nutzen der Mitglieder mit einem gesellschaftlichen Mehrwert zu verbinden. Sollte der Verein eines Tages aufgelöst werden, geht das Vermögen an christliche Stiftungen und lokale Einrichtungen wie die Tafel Leipzig.
Der Verein legt großen Wert darauf, dass alle Mitglieder – unabhängig von Glauben oder kulturellem Hintergrund – ihren Platz finden und sich respektiert fühlen. Toleranz wird dabei zum obersten Gebot erklärt. Anstelle von starren Glaubensdogmen oder Vorschriften geht es vor allem um zwischenmenschliche Werte: Gemeinschaft, das Teilen von Ressourcen und ein unterstützendes Miteinander. Wer dem Christentum kritisch gegenübersteht, ist ebenso gerne gesehen wie jene, die traditionelle Kirchenstrukturen vielleicht ablehnen. Ziel ist eine positive, faire und offene Gemeinschaft, in der sich jede Person frei entfalten kann.
Der „Cannabis Social Club Leipzig Süd“ möchte mehr sein als eine reine Ausgabestelle für Cannabis. Die christlichen Einflüsse, die beide Gründer in ihre Arbeit einbringen, spiegeln sich in konkreten Angeboten zur Unterstützung der Mitglieder und einer solidarischen Grundhaltung wider. Dabei sind Toleranz und Freiwilligkeit zentrale Werte, die die Türen des Vereins für alle öffnen. Durch diese Mischung aus Glauben, Suchtprävention und sozialer Verantwortung entsteht ein Club, der über den klassischen Ansatz eines Cannabis Social Clubs hinausgeht und eine neue Art des gemeinschaftlichen Miteinanders in Leipzig anstrebt.