Der zweite Teil des Interviews dreht sich ganz um den praktischen Anbau von Cannabis. Lucas Mußmächer und Frank Kienzle vom „Cannabis Social Club Leipzig Süd“ berichten aus ihren Erfahrungen und geben wertvolle Hinweise, von der Beleuchtung und Belüftung über die richtige Sortenauswahl bis hin zur Schädlingsbekämpfung. Wer sich als Hobby-Gärtner versuchen möchte, findet hier zahlreiche Tipps—ganz gleich, ob er im heimischen Garten, auf dem Balkon oder in einer kleinen Indoor-Anlage umbaut.
In professionellen Indoor-Anlagen haben sich Natriumdampflampen (NDL) mit 250 bis 600 Watt etabliert. Sie gelten als vergleichsweise kostengünstig und geben eine Wärme ab, die in größeren Hallen auch im Winter für ein stabiles Klima sorgt. LEDs hingegen sind energieeffizienter und entwickeln weniger Wärme, was in kleineren Räumen zum Vorteil werden kann—hier lassen sich Temperaturen leichter kontrollieren. Grundsätzlich gedeiht Cannabis am besten bei etwa 20 bis 22 °C. Gerade in weiträumigen Lagerhallen kann die Abwärme der Lampen entscheidend dabei helfen, diese Temperatur zu halten.
Einen weiteren Schwerpunkt legt der Verein auf den Einsatz hydrokultureller Methoden wie der sogenannten „NFT-Technik“ (Nährstoff-Film-Technik) und Aeroclonern, um durchgehend Stecklinge zu gewinnen. Dabei wachsen Cannabispflanzen nicht in Erde, sondern in einem dünnen Wasserfilm mit gelösten Nährstoffen. Diese Techniken ermöglichen eine effiziente Nährstoffversorgung und minimieren das Risiko von Schädlingen, die im Erdreich oft schwer zu kontrollieren sind.
Damit der Anbau erfolgreich verläuft, ist die Wahl der Genetik entscheidend. Nur Sorten, die sowohl in Hinblick auf Geschmack als auch auf THC- und CBD-Gehalt überzeugen, schaffen es in das Portfolio des Vereins. Reine Sorten wie Sativa oder Indica sind heutzutage eher selten, da die meisten Cannabispflanzen Kreuzungen (Hybride) sind. Dennoch ist es wichtig, das Verhältnis von Sativa- und Indica-Anteilen zu kennen, um das gewünschte Wirkspektrum zu erreichen—beispielsweise ein eher anregendes oder ein eher beruhigendes High.
Darüber hinaus spielen Terpene, also bestimmte Aromastoffe wie Limonen, Myrcen oder Linalool, eine große Rolle bei der Wirkung. Sie beeinflussen nicht nur Duft und Geschmack, sondern können auch das High modulieren—etwa, ob es entspannender oder stimmungsaufhellender ausfällt. Die Erforschung dieser Stoffe steckt noch in den Anfängen, wird jedoch zunehmend vertieft.
Wer als Hobbygärtner selbst Hand anlegen und Cannabis anbauen möchte, sollte auf die richtige Umgebung achten. Im Freien ist ein witterungsgeschützter Standort wie ein überdachter Balkon eine gute Wahl, um Schimmel zu vermeiden. Dabei sind schnellblühende Sorten mit einer Blütezeit von fünf bis sechs Wochen ideal für das wechselhafte deutsche Klima. Auf die Größe des Topfes sollte man ebenfalls achten, da ein größeres Volumen (mindestens 20 bis 30 Liter) den Wurzeln mehr Raum und ausreichend Wasservorrat bietet.
Dünger wird häufig überschätzt. Zwar kann er den Ertrag steigern, aber weitaus wichtiger sind stabile Umgebungsbedingungen, regelmäßiges Gießen und die Auswahl einer widerstandsfähigen Sorte. Bei der Schädlingsbekämpfung sollte man auf chemische Keulen möglichst verzichten. Spinnmilben oder Trauermücken lassen sich gut mit Nützlingen wie Raubmilben in Schach halten. Gelbsticker oder ähnliche Bekämpfungsmethoden helfen, die Populationen zu reduzieren, ohne die Umwelt zu belasten.
Cannabisanbau erfordert ein Gespür für das Zusammenspiel von genetischen Merkmalen, Beleuchtung, optimalen Temperaturen und regelmäßiger Schädlingsprävention. Wer sich an einige einfache Richtlinien hält—wie ausgewogene Bewässerung, bedachten Einsatz von Dünger und eine sorgfältige Sortenwahl—wird in der Regel mit gesunden Pflanzen und guten Erträgen belohnt. Das gilt sowohl für medizinische Zwecke als auch im Rahmen eines legalen und verantwortungsvollen Freizeitkonsums. Lucas Mußmächer und Frank Kienzle zeigen damit, dass durchdachte Planung und kontinuierliche Pflege zu hervorragenden Ergebnissen führen können.